Die gefühlvollen, butterweichen Hände waren ihr Markenzeichen und machten sie sprichwörtlich zum „Goldfinger“. Beim DSC startete sie 1998 ihre Volleyball-Laufbahn, zog mit kurzer Unterbrechung ab 2005 bei ihrem Herzensverein die Strippen im Spiel und avancierte mit ihrem unbändigen Ehrgeiz, ihrem Engagement auf und neben dem Spielfeld und ihrer sympathischen Ausstrahlung zur Identifikationsfigur, zum Aushängeschild und Publikumsliebling. Jetzt aber heißt es Abschied nehmen.
Nach 22 Jahren, davon 13 Profi-Spielzeiten und mehr als 400 Spielen für ihren Heimatklub sowie 145 Auftritten in der Nationalmannschaft hängt Mareen von Römer die Volleyball-Schuhe und das Trikot mit der Nummer „2“ endgültig an den Nagel und beendet ihre erfolgreiche Karriere.
„Es ist keine spontane Entscheidung, sondern es war ein längerer Reifeprozess. Ich möchte das Kapitel aus rein sportlicher Sicht jetzt beenden. Die ersten Gedanken kamen schon in den Wochen meiner Krankheit Ende letzten Jahres. So wollte ich jedoch nicht aufhören und habe deshalb darum gekämpft, nochmal aufs Spielfeld zurückzukehren. Ich bin sehr froh, dass das geklappt hat und ich mit dem Team beim Pokalsieg in Mannheim einen ganz besonderen Moment erleben konnte und dann beim letzten Heimspiel gegen Santorini auch noch viele Spielanteile hatte“, erklärt die 33-Jährige, die den letzten Auftritt in ihrem „zweiten Wohnzimmer“ mit dem Sieg im „Golden Set“ sehr genossen hat.
Auch wenn sich ihr Traum, mit dem DSC das Double zu gewinnen, nicht mehr erfüllen konnte, ist sie mit sich und ihrer Laufbahn absolut im Reinen. „Ich habe bisher fast alles dem Volleyball untergeordnet und im Nachhinein betrachtet, auch immer die richtigen Entscheidungen getroffen. Selbst wenn noch nicht ganz klar ist, was ich beruflich mache, freue ich mich jetzt auf einen neuen Lebensabschnitt“, sagt die Elbestädterin, fügt aber sofort an: „Ich werde in Zukunft so oft es geht weiter als Fan auf der Tribüne die Daumen drücken und habe beim Einlaufen der Spielerinnen bestimmt noch oft Gänsehaut. Denn der DSC war für mich immer eine Herzensangelegenheit und wird es immer bleiben.“
Die schwarz-roten Farben haben sie von Beginn ihrer Laufbahn an geprägt. „Ich fand es immer mega, für den Heimatverein aufzulaufen“, so Mareen, die unter ihrem Mädchennamen Apitz in ganz Deutschland bekannt wurde. Zwei Meistertitel, drei Pokalsiege, vier Vizemeistertitel und den Challenge Cup-Sieg holte das Dresdner Eigengewächs mit ihrem Verein. Dazu gesellen sich EM-Silber sowie weitere gute Ergebnisse mit der deutschen Nationalmannschaft und der Titel als französische Meisterin mit dem RC Cannes. Nach einem zweiten Auslandsjahr im aserbaidschanischen Baku kehrte sie 2016 zum DSC zurück. „Das waren für mich wichtige und coole Erfahrungen, die ich nicht missen möchte. Aber ich habe auch immer zu schätzen gewusst, was ich zu Hause habe.“
Cheftrainer Alexander Waibl, unter dessen Fittichen Mareen von Römer zu einer Top-Regisseurin reifte, sagt über seinen Schützling: „Ich habe neun Jahre lang mit Mareen gearbeitet. Sie ist in dieser Zeit immer eine entscheidende Leistungsträgerin gewesen. Ich kann mich nicht erinnern, sie je schlecht gelaunt erlebt zu haben. Sie war immer voll motiviert, engagiert und optimistisch. Eine richtige Führungsspielerin eben. Sie hat das Gesicht der Mannschaft und des Vereins geprägt und deshalb ist ihr auch ein Platz im DSC-Geschichtsbuch sicher.“
Dazu hebt der Coach auch noch einmal ihre volleyballerischen Qualitäten hervor: „Mit ihren außergewöhnlichen Händen, ihrem präzisen Zuspiel gehörte sie in den letzten zehn Jahren zu den Top-Regisseurinnen in der Bundesliga. Besonders geschätzt habe ich, dass sie nie Angst hatte, in engen Situationen auch schwierige Entscheidungen zu treffen. Sie hat immer Verantwortung übernommen.“
Vorstandsvorsitzender Dr. Jörg Dittrich meint: „Die DSC Volleyball Damen sind ein Aushängeschild für Sachsen und ganz Deutschland. Zu diesem Ruf hat Mareen von Römer einen ganz beträchtlichen Teil beigetragen. Nicht nur sportlich war sie eine Schlüssel- und Führungsspielerin, sondern auch mit ihrem unbändigen Teamgeist und ihrer absoluten Loyalität war und ist sie eine Identifikationsfigur.“
Aufgeben war für Mareen von Römer, die seit 2018 verheiratet ist und in Zukunft auch an Familienplanung denkt, in ihrer Laufbahn nie eine Option. Das bewies sie mit ihrem Team, als sie zwischen 2011 und 2013 dreimal in Folge im Meisterschaftsfinale am Schweriner SC scheiterte, aber 2014 dann die ersehnte Meisterschale in Empfang nehmen konnte. Und gerade in der abgelaufenen Saison ließ sie sich selbst von einer schweren Lungenentzündung, die sie schon im Oktober zu einer langen Pause zwang, nicht entmutigen. Sie hielt trotzdem engen Kontakt zum Team, kämpfte sich ins Aufgebot zurück und pushte die Mannschaft vor dem Pokalfinale in Mannheim mit einer emotionalen Rede zum Sieg. Beim Bundesliga-Spiel in Schwerin gab sie anschließend ihr Comeback. „Wir hätten sicher auch im Challenge Cup und der Meisterschaft noch viel erreichen können, aber die Corona-Pandemie kam leider dazwischen. Das ist jedoch nicht zu ändern“, hat sie auch damit ihren Frieden geschlossen.
Schon während ihrer Volleyball-Karriere hat die Elbestädterin für das Leben nach dem Sport vorgesorgt. Sie schloss eine lehre zur Bankkauffrau ab und auch ein Studium zur Eventmanagerin.
Natürlich hat Mareen es sich nicht nehmen lassen, auch noch einmal ein paar persönliche Worte an Euch zu richten.
Mareen von Römer (geb. Apitz):
Geboren: 26. März 1987 in Dresden
Größe: 1,82 m
Vereine: Dresdner SC (1998 – 2004/2005 – 2014/2016 – 2020); VCO Berlin (2004/05); RC Cannes (2014/15); Azeryol Baku (2015/16)
Nationalmannschaft: 145 Länderspiele
Erfolge: Deutsche Meisterin 2007 und 2014; Deutsche Pokalsiegerin 2010, 2018, 2020; Challenge Cup-Siegerin 2010; Deutsche Vizemeisterin 2008, 2011, 2012, 2013; Französische Meisterin 2015; Vize-Europameisterin 2011, EM-Fünfte 2015; WM-Neunte 2014; Siegerin Montreux Masters 2014; Silber bei Militär-WM 2010.
Individuelle Auszeichnungen: Beste Zuspielerin beim Challenge Cup 2010, Beste Zuspielerin der Bundesliga 2010/11 und 11/12 und der französischen Liga 2014/15, Beste Zuspielerin der European League 2014, Beste Aufschlägerin der Bundesliga 2011/12.