Damit sicherte sich der Tabellenvierte der Bundesliga den sechsten Pokal-Erfolg nach 1999, 2002, 2010, 2016 und 2018 und setzte die „Zwei-Jahres-Serie“ in Mannheim fort, wo die Elbestädterinnen bereits die Premiere 2016 und das Endspiel 2018 an gleicher Stelle gewonnen hatten. Auch Alexander Waibl bleibt damit in den Endspielen, die er mit seinen Damen bestritt – 2010, 2016, 2018 und 2020 unbesiegt.
Denn unmittelbar vor dem Saisonhighlight gab es für das Team noch eine Hiobsbotschaft. Bei Mittelblockerin Ivana Mrdak diagnostizierten die Ärzte eine Thrombose im Schulterbereich. Damit konnte die 27-jährige Serbin nicht mit nach Mannheim reisen und wird zudem auf unbestimmte Zeit ausfallen. „Der Ausfall von Ivana trifft uns hart. Die Mannschaft ist in dieser schwierigen Situation noch enger zusammengerückt. Das Wichtigste ist jetzt, dass Ivana wieder gesund wird, das wird jedoch einige Zeit dauern. Wir wünschen Iva alles erdenklich Gute und werden sie bestmöglich unterstützen“, erklärte DSC Geschäftsführerin Sandra Zimmermann.
Deshalb mussten Alexander Waibl und sein Trainerteam umdisponieren. Für Mrdak rückte Monique Strubbe in die Startformation. Die 18-Jährige hatte erst am Mittwoch gegen Vilsbiburg ihr Erstliga-Debüt gefeiert und stand nun in der SAP-Arena vor der bislang größten Herausforderung ihrer noch jungen Karriere. Um den vollen Kaderumfang ausnutzen zu können, zog Kapitän Mareen von Römer das Trikot als zweite Libera über. Die 32-Jährige fehlt dem Team seit Ende Oktober krankheitsbedingt, konnte aber zuletzt langsam wieder das Training aufnehmen. Dazu ging auch Milica Kubura nach einem Magen-Darm-Infekt geschwächt in diese Partie.
Der DSC-Coach vertraute zu Beginn dieser Formation: Libera Lenka Dürr, Zuspielerin Brie King, auf der Diagonalen Milica Kubura, im Außenengriff Kadie Rolfzen und Lucija Mlinar sowie auf der Mitte Camilla Weitzel und Monique Strubbe.
Und der Youngster des Teams sorgte auch gleich für den ersten Punkt im Spiel. Danach aber kam Stuttgart vor allem über ihre Diagonalangreiferin Krystal Rivers, die gleich drei Angriffe im DSC-Feld unterbrachte und zudem mit einer Aufschlagserie den Dresdnerinnen Sorgen in der Annahme bereitete. So konnte sich der MTV auf 8:5 absetzen. Aber die Mädels um Lenka Dürr kämpften sich Punkt für Punkt heran, schafften mit einem Ass von Camilla Weitzel den 12:12-Ausgleich. Und die Dresdnerinnen blieben weiter am Drücker, spielten mutig mit druckvollen Aufschlägen, variablen Angriffen und auch der Block stand sicher. Dabei zeigte auch Youngster Monique Strubbe keine Angst vor großen Namen – erst blockte sie Martina Samadan zum 18:14, dann sorgte sie beim 20:16 mit einem Schnellangriff ihre Qualität. Mit einem Ass von Milica Kubura baute der DSC den Vorsprung auf 22:17 aus und schlug beim 24:17 zum ersten Satzball auf. Die ersten beiden wehrte der Gegner ab, dann aber nutzte Lucija Mlinar die dritte Chance.
Die Stuttgarterinnen erwischten den besseren Start in Satz Nummer zwei, konnten sich auf 4:1 absetzten. Doch erneut kämpften sich die DSC-Mädels heran. Immer wieder punktete vor allem Kadie Rolfzen, die auch den Ball zum 14:14 ins gegnerische Ffeld hämmerte. Doch die Stuttgarter „Lebensversicherung“ Krystal Rivers sorgte mit drei Punkten in Folge wieder für einen Vorsprung der Schwaben. Alexander Waibl reagierte mit einer Auszeit. Als der nächste Angriff des Gegner zum Erfolg führte, nahm er gleich noch seine zweite, brachte für Milica Kubura zudem Lena Stigrot. Doch die Stuttgarterinnen nutzten einige kleine Fehler der Dresdnerinnen, verschafften sich mit einem Angriff v on Rivers beim 24:18 den ersten Satzball. Ein Aufschlagfehler von Camilla Weitzel führte beim dritten Versuch von MTV zum Erfolg.
Im dritten Abschnitt legte der DSC mit 2:0 vor, aber Stuttgart drehte den Spieß zum 4:2 um. Alexander Waibl wechselte zweimal, brachte Lena Stigrot für Lucija Mlinar und Piia Korhonen für Milica Kubura. Bis zum 6:6 blieb es ausgeglichen, dann sorgte wieder Rivers für eine 10:7-Führung. Bei den Elbestädterinnen stand die Annahme nicht mehr ganz so stabil und es fehlte ein wenig der Druck mit dem Aufschlag. So zog der MTV auf 19:14 weg. Alexander Waibl wechselte Lucija Mlinar zurück. Ein Punkt von Kadie Rolfzen, ein Block von Monique Strubbe gegen Rivers und gute Aufgaben von Camilla Weitzel brachten den DSC auf 17:19 heran. Die Dresdnerinnen fighteten, aber durch einige leichte Fehler blieb Stuttgart vorn und Krystal Rivers holte mit dem 24:20 den ersten Satzball heraus. Camilla Weitzel wehrte den ersten Versuch ab, doch Rivers – wer sonst – machte den „Sack zu“.
Im vierten Abschnitt griff Alexander Waibl in die „Trickkiste“, begann mit Emma Cyris auf der Diagonalen. Dennoch setzte sich Stuttgart schnell auf 8:5 ab. Aber die Waibl-Schützlinge gaben sich nicht auf, bissen sich auf 12:13 heran. Die nun auf dem Feld agierende „junge Garde“ gab alles, kämpfte um jeden Punkt, Emma Cyris hämmerte den Ball ins gegnerische Feld, Monique Strubbe blockte mit den Teamgefährtinnen und am Ende kam auch noch Sarah Straube aufs Feld. In einer an Spannung nicht mehr zu überbietenden Schlussphase wehrten die DSC-Mädels um Lena Stigrot zwei Matchbälle ab und Emma Cyris verwandelte unter dem Jubel der DSC-Fans den dritten Satzball zum 2:2-Satzausgleich.
Jetzt wurden die Herztropfen gebraucht. Es ging in den fünften Satz. Beim 8:6 für Stuttgart wurden zum letzten Mal die Seiten gewechselt. Alexander Waibl wechselte Brie King zurück. Es blieb ein Krimi. Nach dem 8:8 zog Stuttgart auf 11:9 davon. Aber wieder bissen sich die DSC-Mädels mit unfassbarem Kampfgeist und einer tollen Moral auf 11:11 heran. Sie gaben sich auch beim 12:14 noch längst nicht geschlagen, wehrten weitere drei Matchbälle von Stuttgart ab und Lena Stigrot schmetterte gleich beim ersten DSC-Matchball die Kugel nach insgesamt 134 nervenaufreibenden Minuten ins gegnerische Feld. Nun fiel alle Anspannung ab, die Spielerinnen umarmten sich jubelnd, Alexander Waibl sank überwältigt zu Boden. Jetzt konnte die Feier steigen.