Während in der Margon Arena schon die Musik aus den Boxen dröhnt, die Zuschauer ihre Plätze einnehmen und die Spielerinnen sich einschlagen, sitzt Alexander Waibl noch ruhig auf seinem Stuhl und beobachtet die Aufwärmphase. Ein Schluck Limonade, die er sich immer vorher im VIP-Raum besorgt, darf dabei nicht fehlen. „Ich trinke gern etwas Zuckerhaltiges vor oder während dem Spiel“, erklärt das heutige Geburtstagskind. Hat der Schiedsrichter seinen Platz eingenommen, ertönte der Pfiff und flog der erste Ball über das Netz, geht es beim 45-Jährigen emotionaler zu. Dabei nutzt er seine „Klatte“ und die Hände nicht nur, um den Spielerinnen Anweisungen zu geben, sondern auch die Zuschauer zu animieren.

Vor Spielbeginn liegt schon das Training am Morgen hinter ihm. Danach fährt er nach Hause und bereitet sich sein Mittagessen zu. „Ich schaue eigentlich immer die Konferenz der zweiten Fußball-Bundesliga, wenn wir an einem Samstag spielen. Wenn Dynamo Dresden dabei ist, sehe ich natürlich genauer hin, aber sonst läuft es eher nebenbei. Ich bin keiner, bei dem es vor dem Spiel laut oder aufregend zugeht, ich mag die Ruhe“, sagt der DSC-Trainer. Informationen zum Spiel, Taktiken oder Aufstellungen, die er Tage vorher vorbereitet hat, überfliegt er kurz vor dem Spiel im Trainerzimmer in der Margon Arena an. Rituale pflegt er keine. „Ich bin nicht abergläubisch und wenn man es ist, dann muss man meist feststellen, dass es nichts bringt.“

Steht am Ende das Tages oder der Saison eine Niederlage, muss auch der Trainer damit fertig werden. „Es hängt von der Art der Niederlage ab, wie schnell man es verarbeitet. Meist bin ich am nächsten Tag schon wieder positiv gestimmt. Nach einem verlorenen Finale dauert es natürlich etwas länger, da kommt die Enttäuschung immer mal wieder hervor“, erklärt Alex.

Er steht wie die Spielerinnen zwar im Vordergrund, doch dass er neben dem Training und dem Coaching am Spieltag noch viele andere Dinge erledigen muss, bleibt eher im Verborgenen. An einem normalen Trainingstag klingelt der Wecker bereits früh, denn von 8 bis 11 Uhr steht die erste Einheit auf dem Programm. Von 11.30 bis 12.30 bespricht sich Alex dann mit Co-Trainer Uli Rath und Athletik-Coach Mirco Theurer über das absolvierte Training, verschiedene Eindrücke und die Inhalte der kommenden Tage. Die Zeit nutzt das Trio gleich, um beim Stammbäcker neben der Halle Mittag zu essen. Danach sitzt der Cheftrainer bis 16 Uhr in seinem Büro in der Geschäftsstelle. „Ich muss die Trainingseinheiten vor-und nachbereiten, mich mit den Videos der kommenden Gegner beschäftigen und natürlich auch immer mal wieder Gespräche mit den Spielerinnen führen“, erklärt Alex.

Daneben ist er aber auch für die komplette Reiseplanung zuständig, holt Angebote für Übernachtung und Verpflegung bei Auswärtsfahrten ein und erstellt den Ablaufplan. Vor allem in den englischen Wochen mit Liga, Champions League und Pokal gilt es auch Sponsoren-und Pressetermine wahrzunehmen. Von 17 bis 19 Uhr steht dann das Abendtraining auf dem Programm, gegen 20 Uhr kommt Alex nach Hause. Manchmal ist der Tag dann aber noch nicht beendet, sondern trifft sich der Coach noch zu Gesprächen mit Vorstandsmitgliedern, anderen Coaches wie Bundesstützpunkttrainer Janek Matthes oder Landestrainer Jens Neudeck sowie Menschen, denen Volleyball in Dresden am Herzen liegt.

In den gut vier Jahren, die der gebürtige Stuttgarter nun den DSC betreut, gab es emotionale Höhepunkte und unvergessliche Erlebnisse. „Der Sieg im Challenge Cup 2010 war etwas Außergewöhnliches und Einmaliges für eine deutsche Mannschaft. Manchmal realisiert man erst später, was man da eigentlich geschafft hat. Zusammen mit dem DVV-Pokal waren es unglaubliche zwei Wochen“, erinnert sich der Trainer. In der Challenge-Cup-Saison ereignete sich in Moskau auf dem Weg nach Chabarowsk etwas, was Alex und das Team wohl nie vergessen werden. „In Moskau musste man von einem Flughafen für internationale Flüge zum anderen für nationale wechseln. Wir sind als Gruppe aus dem Terminal raus und hatten den damaligen Sportdirektor Jens Tietböhl mit, der Russisch kann. Wild mit den Armen fuchtelnd kamen einige Leute auf uns zu, die meinten wir hätten nicht viel Zeit, der Inlandsflug würde eher gehen und wir müssten uns beeilen. Also haben wir das Team in verschiedene Taxis verfrachtet, um nach sieben entspannten Minuten Fahrt rund 400 Euro zu zahlen. Am Ende hat wir noch drei Stunden Zeit bis zum Abflug, aber wenn nur ein Mal in der Woche ein Flug dahin geht, will man keinen Fehler machen“, lacht Alex heute noch über die „russischen Preise“.

Doch auch die Spiele gegen Luka Bar blieben in Erinnerung. „Das Team musste im eigenen Land in extrem armen Verhältnissen trainieren und auch leben. Nachdem sie in Dresden waren, war es ihnen unangenehm, uns zu empfangen. Am Abend nach dem Spiel erlebten wir aber einen sensationellen Abend mit Essen auf einer Terrasse am Meer. Dabei unterhielten sich beide Mannschaften. Diese Gastfreundschaft und Herzlichkeit hat mich beeindruckt“, berichtet der Coach.

Nicht nur Ereignisse, sondern auch Spielzeiten und Mannschaften bleiben Alex im Gedächtnis. „Jedes Erlebnis, das mit Emotionen verbunden ist, verbleibt in gewisser Weise im Kopf. Ich kann mich aber auch an jede Mannschaft in jeder Saison erinnern oder an bestimmte Spielszenen, entscheidende Bälle. Schön war es zum Beispiel bei einem Spiel in Stuttgart, als einige Spielerinnen meiner alten Mannschaft kamen und ich sie wiedersah. Ohne sie hätten wir damals den Aufstieg niemals geschafft und ich wäre jetzt vielleicht nicht hier oder woanders Trainer. Erfolge hängen immer an Spielerinnen und das vergisst man ihnen nicht“, erklärt der DSC-Trainer.  So soll auch diese Saison eine unvergessliche bleiben und der Countdown bis zum Play-Off-Start läuft.